Eine Vollpädagogin verabschiedet sich

Veröffentlicht am: 20.12.2024

Atelierwand als Abschiedsgeschenk

Verabschiedung Silvia ReinerElternratsvertreter Stefan Wege, Bürgermeister Guido Halfter, ihr Team (im Bild: Beate Apeler und Judith Leimkühler) und weitere Wegbegleiter verabschiedeten die langjährige Kitaleiterin Silvia Reiner. Ein Teil der großen Atelierwand als Ausdruck der bunten Vielfalt der Kita Schelenburg durfte dabei nicht fehlen. Silvia Reiners Abschiedsgeschenk spricht Bände: Eine Atelierwand aus der Kita Schelenburg – der Einrichtung, die sie von der Eröffnung im Jahr 1996 an bis Ende 2024 geleitet hat. Im Werkraum abgenommen und von ihrem Team aufbereitet, geht das abertausend Mal beim Experimentieren mit bunten Farben neu gestaltete Stück Inventar nun in ihren Privatbesitz über.

„28 Jahre Einrichtungsleitung sind eine lange Zeit. Mein zentraler Auftrag war es stets das Wohl der Kinder im Blick zu haben. Das war die Grundlage für mein pädagogisches Handeln, das ist das, was in mir ist, und eine Frage der Haltung hinter der Leitungstätigkeit, die eben mehr ist als Verwaltung. Es geht um Verantwortung. Darum, Kinder wie Kollegen pädagogisch und menschlich mitzunehmen – wenn nötig auch angemessen kritisch zu begleiten“, sagt Silvia Reiner.

Im Kern gehe es darum, gut hinzuhören, was Kinder für Fragen haben. Wissbegierde zu wecken, statt mit Schablonen zu arbeiten. Getreu einem Zitat von Astrid Lindgren: „Das Kind ist stets forschend, fragend, neugierig, wissbegierig, experimentierend, spontan, kreativ, freudig mitteilend, unvoreingenommen – Alltägliches wird zum Handlungsfeld“.

Damit der Rucksack für das Zurechtkommen in der Welt gut gepackt ist, sei es vor allem entscheidend, sozial-emotional gut aufgestellt zu sein: „Niemand braucht das kleine Kindergarten-Abitur! Es sind vielmehr die kleinen Gespräche und Botschaften, die mir in den zurückliegenden Jahren immer wieder verdeutlicht haben: Kinder haben ihre eigenen Ideen – und das ist wundervoll!“, unterstreicht Reiner.

So wurde auch das Zitat „Der Geist ist keine Scheune, die man füllt, sondern eine Flamme, die man nährt“ zu einer Art Leitspruch der kommunalen Kindertagesstätte. Um zu vermitteln, wie wichtig es ist, Kindern eine Stimme zu geben, und um möglichst viel Transparenz zu schaffen, habe sie früh auf eine enge Zusammenarbeit mit dem Elternrat gesetzt.

 

Zur Entwicklung der Kita Schelenburg

Der Start der Kita Schelenburg erfolgte im Sommer 1996 mit drei Gruppen. Als die Anmeldezahlen stetig stiegen und immer mehr jüngere Kinder in die altersübergreifenden Gruppen kamen, wurde in der Hausmeisterwohnung über der Turnhalle eine vierte Gruppe eingerichtet: das Nest.

Statt klassischem Sommerfest mit Stationslauf wurde auf Wunsch der Elternschaft das Familienfest mit Zelten schnell zu einem Dauerbrenner an der Kita Schelenburg. Natürlich wurde in knapp drei Jahrzehnten auch viel Neues ausprobiert und manches davon schnell wieder verworfen. Mit ihrer modernen und selbstbewussten Art und der Ermunterung zur aktiven Teilnahme hat Silvia Reiner die Kita Schelenburg zu einem „Leuchtturm der Vielfalt" gemacht.

Kita Schelenburg28 Jahre lang leitete Silvia Reiner die Kita Schelenburg. Nach dem ersten Kennenlernen ließ das Gebäude die Pädagogin nicht mehr los. „Mein gutes Verhältnis zum Träger hat mich immer gestützt. Neben der Gemeinde Bissendorf gilt mein Dank auch insbesondere meiner Familie. Ich habe in der großen Freiheit gelebt, mich immer weiter entwickeln zu können“, blickt die nun scheidende Leitungskraft zurück.

Silvia Reiners Karriere begann 1981, als sie ihre Arbeit als Erzieherin im DRK-Kindergarten in Lüstringen aufnahm. Vor ihrem Wechsel zum kommunalen Träger oblag ihr 4 ½ Jahre die Leitung der integrativen AWO-Kita in Natbergen. Von der Gemeinde Bissendorf Mitte der 1990er Jahre beim Aufbau der Kita Schelenburg um Rat gefragt, ließ sie das Haus einfach nicht mehr los.

Im Frühjahr 2023 übernahm Silvia Reiner parallel zur Leitung der Kita Schelenburg ein Jahr lang auch die kommissarische Leitung der kommunalen Kinderkrippe „Wichtelnest“ in Wissingen.

„Heute versammeln wir uns hier, um eine besondere Frau zu verabschieden – eine Frau, die mit unermüdlichem Engagement, unerschütterlicher Hingabe und großer Herzenswärme über Jahrzehnte hinweg einen prägenden Beitrag zur Kinderbetreuung und -bildung in unserer Gemeinde geleistet hat“, begrüßte Bürgermeister Guido Halfter das Kita-Team, Kollegen aus der Verwaltung, Vertreter des Elternrats und weitere Gäste im Rahmen einer Feierstunde.

Silvia Reiner habe generationsübergreifend Spuren hinterlassen. Mit ihrem Talent, intellektuelle Empathie mit professioneller Exzellenz zu verbinden, habe sie die Kita Schelenburg zu dem gemacht, was sie heute ist: ein Ort der Geborgenheit, der Förderung und des Vertrauens.

 

Ausblick Richtung Ruhestand

Silvia ReinerSilvia Reiner kurz vor dem Ruhestand an ihrem Schreibtisch in der Kita Schelenburg. Fotos: Gemeinde Bissendorf Dass Silvia Reiner wissbegierig wie die Kinder ist, zeigen zahlreiche Weiterbildungen. Ihr Abschluss als Sozialfachwirtin oder ihr berufsbegleitendes Bachelor-Studium mit Schwerpunkt „Frühe Kindheit“ und Abschluss zum nach wie vor top-aktuellen Thema „Demokratiebildung“ im Wintersemester 2013/14 sind nur zwei davon. Darüber hinaus ist Silvia Reiner im Bereich Coachings für Erzieherinnen und angehende Leitungskräfte aktiv und will es auch nach dem Eintritt in den Ruhestand bleiben.

So könnten Pädagoginnen nachfolgender Generationen bei Weiterbildungsmaßnahmen auch künftig auf die Expertise der Vollpädagogin zählen – zum Beispiel als eine von zwei Dozentinnen der zertifizierten Fortbildungsreihe „Sozial und Organisationsmanagement“ der Evangelischen Fachschule Osnabrück.

„Für die Zukunft der Kita Schelenburg wünsche ich mir den Erhalt und die Vertiefung des Themas Partizipation auf verschiedenen Ebenen. Kurzum: Dass sich das Thema Beteiligung weiter wie ein roter Faden durch das Haus ziehen möge“, äußerte Silvia Reiner.

Nach ihrem letzten offiziellen Arbeitstag – am 20. Dezember erhält jedes Kind der Kita Schelenburg ein kleines Abschiedsgeschenk – möchte Silvia Reiner ihre Zeit verstärkt mit Menschen verbringen, die ihr nahestehen, Städtereisen unternehmen und die ein oder andere Kunstausstellung besuchen. „Mal sehen, was nach dem Ausstieg alles so kommt… Auf jeden Fall gilt es neugierig zu bleiben!“