Die Geschichte des Jeggener Großsteingrabes
Der Europarat hat im April 2013 entschieden, die europäischen Megalithgräber als „Kulturwege des Europarats“ auszuzeichnen. Dazu gehört auch die „Straße der Megalithkultur“ von Osnabrück nach Oldenburg, die am Hünengrab Jeggen vorbei führt.
Nun werden Sie sich fragen: „Wie alt sind diese Hünengräber bei uns?“ In Stadt und Landkreis tauchen sie oft völlig unvermittelt auf und überraschen jeden, der sie zum ersten Mal sieht – die Großsteingräber. Fachleute bezeichnen sie als Megalithgräber, von griechisch mega = groß und lithos = Stein. Auf den ersten Blick sieht man eine Ansammlung riesiger Findlinge, die paarweise angeordnet sind. Sie werden zum Teil von großen Steinplatten abgedeckt. Weil sich früher niemand vorstellen konnte, dass normale Menschen diese großen Steine bewegt haben könnten, erfand man die Geschichte von riesenhaften Wesen. Diese Hünen sollen die Anlagen errichtet haben. Archäologen können heute nachweisen, dass diese Gräber aus der Jungsteinzeit stammen. Sie sind zwischen 5.000 und 5.500 Jahre alt. Damit zählen die „Hünengräber“ zu den ältesten Kulturdenkmalen in Europa. Sie sind älter als die ägyptischen Pyramiden.
Die Frage „Wer baute die Großsteingräber und warum der große Arbeitsaufwand?“, lässt sich wie folgt beantworten: Jedes Großsteingrab ist von einer kleinen Siedlergemeinschaft errichtet worden, die sich auf eine neue Lebensweise eingestellt hat. Diese Gemeinschaften betrieben zum ersten Mal in der Geschichte Norddeutschlands Ackerbau und Viehzucht. In dieser frühen Phase der Sesshaftwerdung war es wichtig, seinen Besitz mit einem unzerstörbaren Monument zu kennzeichnen. Daher wurden für den Bau der Grabkammern nur die größten Steine verwendet, die in der näheren Umgebung vorkamen. Jede Grabkammer besaß einen Eingang in Form eines kurzen Gangs, der mit einem Findling fest verschlossen werden konnte. Diese Sperre sollte wohl verhindern, dass die Toten als sogenannte Wiedergänger ihre Kammer verlassen und ihr Unwesen unter den Lebenden treiben. Denkbar ist auch, dass ein Ausrauben der Kammer verhindert werden sollte. Denn die Toten bekamen gelegentlich wertvollen Schmuck mit in das Grab gelegt.
Soviel zur Anlage eines solchen Grabes, doch wo gibt es Großsteingräber? In Europa wurden fast um das gesamte Mittelmeer Megalithbauten errichtet, die Ältesten schon vor über 10.000 Jahren. Die weitere Ausbreitung nach Norden im 6. Jahrtausend v. Chr. verlief zunächst über Spanien, Portugal und Frankreich. Im 5. bis 4. Jahrtausend v. Chr. erreichte die Megalithkultur auch das westliche Nordeuropa, Südskandinavien und Norddeutschland. In jeder Region entwickelten sich unterschiedliche Bauweisen, je nachdem, welche Bevölkerungsgruppe dort lebte.
In Norddeutschland, den Niederlanden, Dänemark und Schweden war die Trichterbecherkultur beheimatet. Sie verdankt ihren Namen einem von ihnen hergestellten Tongefäß, dass ein sehr markantes trichterförmiges Oberteil besaß. Die Megalithgräber der Trichterbecherkultur gehörten fast alle zur Gruppe der sogenannten Ganggräber, bei denen ein kurzer Gang in das Innere der Grabkammer führte.
Als der Europarat im April 2013 die „Straße der Megalithkultur“ mit dem Titel „Kulturwege des Europarats“ auszeichnete und der Bissendorfer Ortsteil Jeggen ein besonders stattliches Exemplar eines Megalithgrabens aufweist, das von der Initiative "Jeggen lebt 07" gepflegt wird, wurde beschlossen dieses Ereignis entsprechend zu feiern.
Um das Ganze noch interessanter zu machen, wurde das Wochenende vom 20. bis zum 22. September unter das Motto „5.000 Jahre Jeggen“ gestellt. Damit wird daran erinnert, dass um 3.000 v. Chr. der Bau von Megalithgräbern zu Ende ging. In Jeggen müssen also spätestens vor 5.000 Jahren Menschen gelebt haben, denen wir dieses Hünengrab verdanken.