Bissendorf diskutiert die Wärmewende.
Wie wird in Zukunft geheizt? Dazu soll die kommunale Wärmeplanung Impulse geben.
Am 09. Januar 2025 lud die Gemeinde Bissendorf zur Auftaktveranstaltung „Energiedialog Wärmewende“ in den Bürgersaal ein. Mit rund 50 Teilnehmenden vor Ort und weiteren Interessierten, die per Video zugeschaltet waren, stieß die Veranstaltung auf reges Interesse. Die Kommunalberater Robert Wünsch und Louis Brunner von der Firma ansvar2030 präsentierten zentrale Inhalte zur kommunalen Wärmeplanung und setzten die bisherigen Analysen in den Kontext der aktuellen Klimaschutzherausforderungen.
Im Fokus der Präsentation standen die Bestands- und Potenzialanalyse, deren Ergebnisse bereits in der Pressemitteilung vom 27. November 2024 „Analyse zeigt große Energie-Potenziale in Bissendorf auf” detailliert widergegeben wurden. Hier noch einmal das Wichtigste in der Zusammenfassung:
Die Analyse der kommunalen Wärmeplanung für Bissendorf zeigt, dass die geringe Besiedlung des Gemeindegebiets zu einer flächendeckend niedrigen Wärmebedarfsdichte führt, die sich vor allem auf die Ortsteile konzentriert. Während neuere Baugebiete und Ortsteile gut gedämmt sind, weisen ältere Gebäude, insbesondere in den Außenbereichen (Median Baujahr 1950), ein erhebliches Einsparpotenzial auf, das durch energetische Sanierungen deutlich gehoben werden könnte. Der Wärmesektor wird derzeit stark von Erdgas dominiert, während erneuerbare Energien bislang nur eine untergeordnete Rolle spielen. Dennoch gibt es vielversprechende Potenziale, insbesondere bei dezentraler Dach-PV (202 GWh), oberflächennaher Geothermie (161 GWh) und Luftwärmepumpen (180 GWh). Begrenzte Möglichkeiten bieten zentrale Solarthermie (126 GWh dezentral, 1312 GWh theoretisch zentral, jedoch mit Verlusten) sowie Freiflächen-PV (50 GWh) und andere Energiequellen wie Biomasse oder Abwärme.
Des Weiteren ging es um eine verständliche Einordnung der Wärmeplanung. Dabei standen die folgenden Fragen in Vordergrund: Wofür ist die Wärmeplanung geeignet und welche Ziele lassen sich damit erreichen? Gibt es rechtliche Anforderungen, die zu Veränderung führen und inwiefern bin ich davon persönlich betroffen?
Politischer und rechtlicher Kontext: Verbindliche Ziele – flexible Umsetzung
Klimaschutz beginnt auf lokaler Ebene – und Städte sowie Gemeinden spielen dabei eine zentrale Rolle. Über 70 % der globalen Treibhausgasemissionen entstehen in urbanen Räumen, und der Wärmesektor stellt dabei die größte Emissionsquelle dar. Auch in Bissendorf stammen etwa 63 % der CO₂-Emissionen aus der Wärmeversorgung. Um dem entgegenzuwirken, verabschiedete die Bundesregierung im Dezember 2023 das Wärmeplanungsgesetz und legte damit den Grundstein für die Kommunale Wärmeplanung.
Was bedeutet das konkret? Das bundesweite Ziel eines klimaneutralen Wärmesektors bis 2045 ist gesetzlich bindend, die Umsetzung bleibt jedoch vollständig den lokalen Akteuren überlassen – und hierzu kann jede*r beitragen. Die Wärmeplanung erarbeitet, basierend auf den lokalen Gegebenheiten, den optimalen technischen, energetischen und wirtschaftlichen Weg zu einer erneuerbaren Wärmeversorgung. Am Ende entsteht ein Konzept – der sog. Wärmeplan – welches die planerische Grundlage für die Umsetzung darstellen soll. Die Entscheidungen, wo letztendlich Wärmenetzte entstehen oder bspw. Fokusgebiete für Gebäudesanierung ausgemacht werden, bleiben aber immer der Gemeinde überlassen.
Simpel ausgedrückt: Die kommunale Wärmeplanung soll Bissendorf und seine Bürgerinnen und Bürger in die Lage versetzten, selbst ihre Wärmewende in die Hand nehmen zu können – und das auf Basis fundierter Analysen und Modellierungen.
Konstruktiver Austausch für eine klimafreundliche Zukunft
Die fast einstündige Diskussionsrunde im Anschluss an die Präsentation verdeutlichte, dass die Wärmeplanung viele Fragen aufwirft, zugleich aber auch als Chance wahrgenommen wird. Es wurde deutlich, dass die Wärmeplanung keine verpflichtenden Veränderungen vorschreibt, sondern vielmehr Gestaltungsfreiheit für eine bedarfsgerechte, klimafreundliche und vor allem bezahlbare Wärmeversorgung schaffen soll – und zwar für alle Bissendorferinnen und Bissendorfer.
Im nächsten Schritt wird nun das Zielszenario erstellt, welches das Gemeindegebiet in verschiedene Energie- und Wärmeformen unterteilt. Darauf aufbauend entsteht die Wärmewendestrategie, die in einem Planwerk festgehalten wird und konkrete Maßnahmenvorschläge liefert. Nach Fertigstellung des Entwurfs werden Sie frühzeitig informiert, um die Ergebnisse im Rahmen einer weiteren Veranstaltung mitzuverfolgen und darauf Stellung zu beziehen.