Genug Strom für 14000 Menschen

Veröffentlicht am: 01.10.2024
Autor: Gemeinde Bissendorf

dratum_01©Gemeinde Bissendorf Man kann es von Bissendorf aus sehen: Im benachbarten Melle-Dratum geht es hoch hinaus. Dort befindet sich die Realisierung des ersten Energy-Farming Projektes, einer Windenergieanlage (WEA) der 7MW-Klasse auf der Zielgeraden. Die beiden bisherigen WEAs auf der Fläche sind größtenteils demontiert, der neue Turm für die höhere und deutlich leistungsfähigere Anlage wächst stetig weiter.

Und die Anlage hat es in sich: In Melle entsteht im Repoweringprojekt Dratum derzeit eine neue WEA vom Typ Nordex N-163 mit 6.8 MW Leistung, 163 Meter Rotordurchmesser und 164 Meter Nabenhöhe auf einem Betonhybridturm. Bei diesen Türmen wird die untere Hälfte aus Betonringen errichtet, die vor Ort jeweils aus drei Einzelteilen zusammengesetzt werden. Die obere Hälfte wird aus Stahlsegmenten gebaut. Der Betonteil des Turms in Dratum ist inzwischen vollständig errichtet und die sonstigen Komponenten (Stahlturmsegmente, Rotorblätter, Triebstrang, Nabe und Maschinenhaus) sind auf der Baustelle angekommen.

dratum_02 Bevor diese Teile montiert werden, hatte Energy-Farming am Sonntag, 29. September, zu einem „Tag der offenen Baustelle“ geladen. Ziel war es, Interessierte über die Zahlen, Daten und Fakten der Anlage zu informieren und den Bürgerinnen und Bürgern einen Einblick in die Dimensionen der Windkraftanlage zu geben. Diese Chance ließen sich bei schönstem Herbstwetter auch viele Bissendorfer nicht entgehen.

Die Bauteile vermitteln einen Eindruck von der Größe des Projekts. „Die Anlage ist deutlich größer als die beiden bisherigen“, berichtete Energy-Farming Geschäftsführer Reiner Borgmeyer. Mit den 6,8 MW Leistung könnten rein rechnerisch etwa 14000 Menschen versorgt werden. „Wir rechnen mit 14000 MWh Ertrag pro Jahr“, so Borgmeyer. Das sei mehr als die beiden bisherigen Anlagen zusammen leisten konnten.

Dafür hat die neue WEA allerdings auch eine Blattspitze von gut 245 Metern Höhe. In diesem Zusammenhang klingen die Werte des Turms selber fast moderat. Am Boden hat das Bauwerk einen Durchmesser von 8,6 Metern. Auf die bislang gebauten gut 80 Meter Betonturm werden jetzt noch einmal etwa 80 Meter Stahlelemente aufgesetzt. Ganz oben wird der Maschinenraum montiert, in dem sich dann die eigentliche Technik befindet. An der Nabe werden die über 80 Meter langen Rotorblätter montiert, die unter größter Vorsicht in den letzten Tagen auf die Baustelle geliefert wurden.

dratum_02©Gemeinde Bissendorf Trotz seines enormen Eigengewichts steht das neue Windkraftwerk nur auf einem Fundament mit 25 Metern Durchmesser, das wiederum selbst nur einen Meter in das Erdreich versenkt ist. Im Innern des Turms führt ein Fahrstuhl zum Maschinenhaus. Die Techniker müssen allerdings einiges an Geduld mitbringen. Die Fahrt nach oben wird eine gute Viertelstunde dauern.

Auch Bissendorfs Bürgermeister Guido Halfter nutzte die Gelegenheit, sich über den aktuellen Stand der Technik zu informieren. „Im Rahmen der Energiewende sind Windenergieanlagen ein wichtiger Baustein für die Energiesicherheit“, so Halfter.

In Dratum wird übrigens nur eine der neuen WEA gebaut. Für zwei Anlagen reicht der Platz nicht. „Die größeren Anlagen brauchen einen entsprechend großen Abstand“, so Borgmeyer. Luftverwirbelungen würden bei zu naher Bauweise die Funktion der Anlagen beeinträchtigen.

Für die Umwelt sind die neueren Systeme eine Verbesserung. „Für Fledermäuse und den Rotmilan stellen wir die Anlagen ab“, so Borgmeyer. Dazu werde beispielsweise das Wetter lokal überwacht und die Laufzeiten an die zu erwartenden Flugbewegungen der Tiere angepasst. Gleichzeitig sind die neu entwickelten Rotoren leiser als ihre Vorgänger.

dratum_04 Manchmal stehen die Rotoren aber auch aus ganz anderen Gründen still. Wenn beispielsweise die Strompreise an der Börse aufgrund von Überangeboten zu niedrig sind, wird in Dratum kein Strom produziert. Und auch die fehlenden Hochspannungsleitungen sind ein Nadelöhr. Hier wird mit der im Bau befindlichen EnLAG 16-380-kV-Leitung in Zukunft etwas Abhilfe geschaffen. Für andere Lösungen, wie beispielsweise Batteriespeicher oder auch Wasserstoff-Gewinnung vor Ort ist Borgmeyer allerdings ebenfalls offen. „Wir denken bereits über eine entsprechende Speicherstation nach“, sagt er.