Fast 20 Kilometer Stromtrasse unter der Erde

Veröffentlicht am: 17.04.2025
Autor: Gemeinde Bissendorf

Baustelle 380-kVDie Arbeiten an der 380-kV-Trasse gehen gut voran.©Gemeinde Bissendorf Die Arbeiten an den fast 20 Kilometern Erdverkabelung der kommenden 380-kV-Leitung auf dem Gebiet der Gemeinde Bissendorf gehen gut voran. Bei einem Vor-Ort-Termin an der Baustelleneinrichtungsfläche an der Düstruper Straße machte sich Bürgermeister Guido Halfter persönlich ein Bild von dem gewaltigen Bauwerk, das sich quer durch das Gemeindegebiet ziehen wird. Wenn die Arbeiten fertig sind, wird an der Oberfläche allerdings so gut wie nichts mehr zu sehen sein.

„Das macht einen hervorragenden Eindruck“, freut sich Halfter. Die Arbeitsgemeinschaft ARGE EnLAG 16 GA3, bestehend aus der Eiffage Infra-Nordwest GmbH und der De Romein GmbH sowie der DAHLEM Beratende Ingenieure GmbH & Co. leisten ganze Arbeit. Mit gut 60 Mitarbeitern sind die Unternehmen auf der Strecke aktiv. Aktuell liegen die Arbeiten im Zeitplan. Verzögerungen durch das Wetter sind nie ganz auszuschließen, halten sich bislang aber in Grenzen.

Ein wichtiger Baustein für die erfolgreiche Umsetzung eines so großen Bauvorhabens ist eine gute Kommunikation mit den Bürgern. „Wir stehen schon seit Beginn der Planungen in engem Austausch mit den Anwohnern“, berichtet Amprion-Projektsprecher Michael Weber. „Dadurch haben sich die meisten Fragen bereits vor Beginn der Baumaßnahmen klären lassen.“ Manche Probleme treten aber erst während der Arbeiten auf. „Ein Anwohner wurde durch unsere Sicherheitsbeleuchtung gestört“, berichtet Weber. Das habe man dann schnell auf dem kurzen Dienstweg behoben.

Baustelle 380-kVBürgermeister Guido Halfter machte sich vor Ort ein Bild von den Bauarbeiten.©Gemeinde Bissendorf Etwas problematischer wird es, wenn die Leitung Straßen quert. Bei großen Straßen und der Autobahn erfolgt die bauliche Umsetzung durch unterschiedliche Bohrverfahren, um die Kabelschutzrohre ohne umfangreiche Beeinträchtigungen des Verkehrs in das Erdreich bringen zu können. Bei kleineren Straßen führt allerdings kein Weg an einer kurzfristigen Sperrung vorbei. Hier wird im Kreuzungsbereich der Straßenkörper geöffnet, die Kabelschutzrohre schnellstmöglich verlegt und die Straße im Anschluss danach wieder verschlossen und mit einer neuen Asphaltdecke versiegelt. Grundsätzlich stehen den Unternehmen dazu Sperrgenehmigungen durch die zuständige Stelle des Landkreises zur Verfügung. Allerdings werden hier meist deutlich längere Zeiträume eingestellt, als tatsächlich gebraucht werden. Das führte in den vergangenen Wochen mehrfach zu Missverständnissen.

Die Gemeinde bietet daher jetzt in Kooperation mit den Bauunternehmen einen erweiterten Service: „Sperrungen sollen ab sofort kurzfristig über die Gemeinde Bissendorf bekanntgegeben werden“, so Halfter. „Bürgerinnen und Bürger können sich jederzeit aktuell über die kostenlose Gemeinde-App ,APPsolut Bissendorf`, die Website der Gemeinde oder unsere Social-Media-Kanäle informieren.“

Das Bauwerk selbst ist beeindruckend. Von der Straße aus sind die breiten Trassen für jedermann gut erkennbar. Genauso wie an Strommasten werden die beiden 380-kV-Systeme jeweils rechts und links einer „Baggerstraße“, auch mittige Baustraße genannt, geführt. Diese ist so gestaltet, dass selbst schwere Maschinen den Boden darunter kaum verdichten. Ziel ist es, dass nach Abschluss der Bauarbeiten der Ackerboden wieder vollkommen normal genutzt werden kann.

Baustelle 380-kVIn solchen Rohren werden künftig die Kabel der neuen 380-kV-Leitung liegen.©Gemeinde Bissendorf Verlegt werden derzeit die Leerrohre. In ihnen werden dann später die eigentlichen Leitungen liegen. Diese werden allerdings erst später in die Rohre gezogen. Etwa alle 1000 Meter werden dann sogenannte Muffengruben erforderlich. Von hier aus werden die etwa 75 Tonnen schweren und einen Kilometer langen Kabelstränge in die Rohre gezogen und mit speziellen Muffen verbunden. Danach verschwinden auch diese Bauwerke unter der Erde. An der Oberfläche sind dann nur noch kleine Schaltschränke zu sehen. Für die Erdverkabelung von der Kabelübergabestation Steingraben (Stadt Georgsmarienhütte) bis zur Umspannanlage Lüstringen (Osnabrück) werden neun Muffenstandorte errichtet.

Eingebettet werden die Leitungen in einen „zeitweise fließfähigen selbstverdichtenden Verfüllbaustoff“ (ZfsV). Der Baustoff mit dem kaum aussprechbaren Namen hat allerdings im Leitungsbau viele Vorteile. „Wir werden immer wieder von Bürgern gefragt, ob das Beton sei“, sagt Marius Graskamp vom Ingenieurbüro Dahlem. Und tatsächlich: Die Mischanlage ähnelt einer Betonmischanlage. „Der ZfsV hat allerdings nur einen sehr geringen Zementanteil“, erklärt der Ingenieur. „Im Prinzip ist es einfacher Boden, der mit viel Wasser und ein wenig Zement gemischt wird und dann in die Baustelle eingebracht wird. Dort bindet er zwar ab, bleibt aber so weich, dass man ihn mit einem Spaten aufgraben könnte.“

Baustelle 380-kVDie Trasse mit den Rohren wird mit einem speziellen Werkstoff verfüllt.©Gemeinde Bissendorf Das kann vor allem dann hilfreich sein, wenn es tatsächlich einmal zu einem technischen Problem an den Leitungen kommen sollte. In diesem Fall können die einzelnen Segmente aber auch von den einzelnen Muffenschränken aus bearbeitet werden. Die Notwendigkeit sieht Graskamp allerdings nicht: „Durch das Rohrsystem und den ZfsV sind die stromführenden Leitungen gut geschützt.“ Der umgebende Boden wird auch nicht wärmer. „Spargel und Erdbeeren wachsen auf der Erdverkabelung nicht schneller“, lacht Graskamp. Vielmehr sei der Boden nach einer Rekultivierung wieder wie vor der Baumaßnahme nutzbar.

Die Kosten für den Abschnitt zwischen dem Punkt Hesseln (Landesgrenze NRW / NDS) und der Umspannanlage Lüstringen werden sich auf rund 320 Mio. Euro belaufen. Diese umfassen alle notwendigen Maßnahmen zur Planung, Genehmigung und Erstellung der Freileitung und Erdkabel, sowie der Kabelübergabestation in diesem Abschnitt.