Zentrale Gedenkfeier zum Volkstrauertag
Vorangegangen an die zentrale Gedenkveranstaltung am Ehrenmal an der Wilhelmshöhe war ein ökumenischer Friedensgottesdienst in der Kirche Achelriede. Seite an Seite mit dem evangelischen Pastor Ulf Sievers mahnte der katholische Pfarrbeauftragte Thomas Steinkamp die Besucher, Frieden in ihren Herzen und in der Welt zu suchen und zu pflegen und diesen als Zustand des Wohlwollens, der Achtung und des Miteinanders zu verstehen.
Nach der Einspielung bedrückender Geräusche wie Sirenengeheul, Bombeneinschlägen und Kampfgeschrei, welche die meisten von uns noch nie erleben mussten, forderte Steinkamp die Anwesenden auf, als Friedensstifter zu wirken: Brücken zu bauen, wo Gräben klaffen – sich aufeinander zu zubewegen – in den Familien, in der Nachbarschaft, in den Gemeinden und darüber hinaus zu Werkzeugen des Friedens zu werden in einer zerrissenen Welt.
Im Anschluss an den ökumenischen Friedensgottesdienst zog es einen Großteil der Besucher zum Ehrenmal an der Wilhelmshöhe. Einem Eingangslied des Posaunenchors Achelriede folgte dort die Rede zur zentralen Gedenkfeier von Bürgermeister Guido Halfter. In seiner Ansprache betonte er die Wichtigkeit, angesichts nur noch weniger lebender Zeitzeugen, die Erinnerung an die Zeit der Weltkriege und des Nationalsozialismus lebendig zu halten und den Toten weiterhin Ehre zu erweisen.
Kranzniederlegungen fanden am Volkstrauertag auch wieder in den Ortsteilen Holte und Schledehausen statt. Halfter erinnerte an rund 9,4 Millionen Menschen, die während des Ersten Weltkriegs binnen vier Jahren auf den Schlachtfeldern starben und an die ungeheuerlichen Ausmaße und Folgen des Zweiten Weltkriegs, die beispiellos in der Geschichte sind. Mehr als 60 Millionen Menschen ließen in den Jahren 1939 bis 1945 ihr Leben – mehr als die Hälfte von ihnen Zivilisten. Kaum eine Familie blieb damals von den Auswirkungen des Kriegs verschont.
Halfter appellierte an die Anwesenden, sich nicht nur am Volkstrauertag zu erinnern, was Kriege anrichten. Mit Blick auf die Gegenwart verwies er auf den völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine im Herzen Europas sowie auf weitere Kriegsschauplätze der Welt, beispielsweise Israel und den Gazastreifen.
„Die Botschaft, die uns all die Toten am heutigen Volkstrauertag eindrücklich mitgeben, ist unmissverständlich die Aufforderung an uns, gemeinsam für den Frieden zu kämpfen“, sagte der Bürgermeister und unterstrich, dass Frieden in demokratischen Gesellschaften untrennbar mit den Begriffen Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte verbunden sei. „Neben Trauer, Wut und Angst muss Hoffnung einen festen Platz in unserer Gesellschaft einnehmen. Tragen wir alle dazu bei, das wünsche ich mir von Herzen“, schloss Guido Halfter seine Rede.
Engagierte neue Generation: Fynn, Ben Luca und Henrike trugen ihre Gedanken zu den Themen Krieg und Frieden vor. Fotos: Gemeinde Bissendorf/Kollorz Teil des gemeinsamen Gedenkens an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker waren auch drei künftige Konfirmanden aus Bissendorf, Wissingen und Schledehausen: Henrike, Fynn und Ben Luca hatten ihre Gedanken zum Thema zu Papier gebracht und machten deutlich, dass auch ihre Generation gewillt ist, sich aktiv für eine friedliche Gegenwart und Zukunft einzusetzen.
Und so mag es nur ein Zufall gewesen sein, dass sich bei der abschließenden Kranzniederlegung zum Soldatenlied „Der gute Kamerad“ zaghaft die Sonne durch die dunkle Wolkendecke schob. Manch einer der Anwesenden wertete dies aller derzeit erschütternden Entwicklungen zum Trotz als kleines hoffnungsspendendes Zeichen auf eine humane und friedvolle Gesellschaft.