Orangefarbene Bank setzt Zeichen gegen Gewalt
Auch Rathaus und Bürgersaal erstrahlten anlässlich des Anti-Gewalt-Tages am 25. November symbolisch in Orange. „Hier ist kein Platz für Gewalt an Frauen und Mädchen“ ist auf der Lehne der frisch aufgestellten Sitzgelegenheit zu lesen. Darunter: ein Kontakt zur Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt (BISS), ein QR-Code, der weitere Hilfsangebote für Betroffene bündelt, aber auch ein Kontakt zur Täterarbeit im Fachzentrum Faust. Gefertigt wurde die Bank von Mitarbeitern der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück (HHO). Im auffälligen Farbton gestrichen von Mitgliedern des Arbeitskreises der Gemeinde Bissendorf.
Anlässlich des Anti-Gewalt-Tags oder auch "Orange Day" am 25. November setzen viele weitere Akteure weltweit mit unterschiedlichen Aktionen ein entschlossenes Zeichen gegen Gewalt an Frauen. Die Farbe Orange steht dabei für eine Zukunft, in der Frauen nicht mehr Opfer von Gewalt werden. Eine Zukunft, von der wir mit 360 Femiziden pro Jahr in Deutschland (Lagebericht des Bundeskriminalamts) erschreckend weit entfernt sind.
Angelika Rothe, Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Bissendorf und der Arbeitskreis Familienbündnis hissten darum am Aktionstag nicht nur die orangefarbene Fahne am Rathaus und erfreuten sich an der Aufstellung der neuen Bank an öffentlichkeitswirksamer Stelle. Im Anschluss luden sie Interessierte zur Eröffnung der Ausstellung „Nein zu häuslicher Gewalt“, die vom Netzwerk Osnabrück initiiert wurde.
Eine Einführung zu den chronologisch konzipierten Rollups erfolgte durch Heike Bartling von der Beratungs- und Interventionsstelle für den Landkreis Osnabrück in Trägerschaft des Sozialdienst katholischer Frauen. Dabei verdeutlichte Bartling, dass häusliche Gewalt nicht erst mit Schlägen beginnt. Demütigungen, Bedrohungen, sexuelle Belästigung, Unterbindung von Kontakt zu Familie und Freunden, Eifersucht, Kontrolle oder das Herbeiführen von finanzieller Abhängigkeit seien verschiedene Formen von Gewalt sowie Warnsignale für einen später nur schwer zu durchbrechenden Gewaltkreislauf.
Den Ausführungen zur Interventionskette bei häuslicher Gewalt und ersten Maßnahmen, wie der Erteilung eines Platzverweises für den Täter oder der Unterstützung der gefährdeten Person und gegebenenfalls ihrer Kinder an einem sicheren Ort, folgten auch zwei Beamte des Polizeikommissariats Melle: der im Bereich Prävention zuständige Kriminalhauptkommissar Christian Sommer und Kriminaloberkommissar Thorsten Lemke als Kontaktbeamte.
Ein Rollup mit Schlagzeilen – viele davon aus der Region – verdeutlicht den Betrachtern: „Nach der Trennung steigt das Risiko getötet zu werden um das Fünffache.“ Eine Warnung, die sich laut Bartling zu 85 bis 90 Prozent der Fälle an Frauen richtet.
Im Foyer des Bissendorfer Rathauses liegen aktuell vielfältige Informationen zum Thema Beratung, Intervention und mehr Schutz bei häuslicher Gewalt aus. Fotos: Gemeinde Bissendorf / Kollorz Bereits am Vormittag war anlässlich des Anti-Gewalt-Tages 2024 an der Oberschule am Sonnensee ein interaktives Theaterpädagogik-Projekt für Jugendliche durchgeführt worden. Vom Rollenspiel zu einer Mobbing-Situation im Bus und anschließenden Workshops, in denen auch das Thema digitale Gewalt eine große Rolle einnahm, berichtete Nils Schwarz, Jugendpfleger der Gemeinde Bissendorf im Anschluss an die Ausstellungseröffnung.
Die von Stadt und Landkreis Osnabrück, Polizeiinspektion Osnabrück, Förderverein der Frauenberatungsstelle Osnabrück, Diakonie und SkF geförderte Ausstellung „Nein zu häuslicher Gewalt!“ kann in den kommenden vier Wochen zu den Öffnungszeiten der Verwaltung besichtigt werden. Darüber hinaus steht im Foyer des Bissendorfer Rathauses ein Tisch mit vielfältigem Infomaterial zum Thema Häusliche Gewalt gegen Frauen parat. Ein gesellschaftliches Problem, für das in der Gemeinde Bissendorf einerseits kein Platz ist, vor dem andererseits aber auch hier niemand die Augen verschließen sollte.