Honda Camino seit 40 Jahren an der OBS im Einsatz
40 Jahre ist es her, dass die Verkehrswacht Bissendorf der Oberschule am Sonnensee ganz handfest bei der Verkehrserziehung unter die Arme griff. Damals kaufte der Verein eine Honda Camino, ein Mofa, das zu jener Zeit geradezu Kultcharakter hatte und aufgrund seiner Zuverlässigkeit sogar von der Post als Dienstfahrzeug geschätzt wurde.
40 Jahre alt, aber unverwüstlich: Die Honda Camino der OBS.©Gemeinde Bissendorf
Jetzt, vier Jahrzehnte später, wird das Mofa immer noch dafür eingesetzt, wofür es seinerzeit angeschafft wurde. Auch heute noch machen jedes Jahr bis zu 16 Schülerinnen und Schüler der OBS auf dem unverwüstlichen grünen Mofa ihren Mofa-Führerschein.
Mittlerweile leitet Timo Sharma die Mofa-AG. „Um die Ausbildung anbieten zu können, habe ich selbst eine einwöchige Fortbildung in der Autostadt Wolfsburg gemacht“, sagt der Lehrer. Das hat sich eindeutig gelohnt: „Ich biete die Mofa-AG jedes Halbjahr an“, so Sharma. Probleme, die acht Plätze pro Semester zu füllen, hat er selten. Im Gegenteil: „Manchmal muss ich Schüler auch auf das nächste Halbjahr vertrösten“, lacht er.
Die Ausbildung der Schülerinnen und Schüler übernimmt Sharma in der Schule. „Wir machen hier sowohl die theoretische als auch die praktische Ausbildung“, so Sharma. Er darf sogar die praktische Prüfung an der Schule abnehmen. Nur zur theoretischen Prüfung fährt der Lehrer zwei Mal im Jahr zum TÜV nach Osnabrück. Anmelden könne sich zu der AG eigentlich jeder Schüler der OBS, sagt Sharma. Wichtig sei nur, dass die Fahrschüler bei der theoretischen Prüfung nicht mehr als vier Wochen vor ihrem 15. Geburtstag stehen.
Timo Sharma bringt in jedem Halbjahr eine Mofa-AG zur Prüfung.©Gemeinde Bissendorf Zur praktischen Ausbildung geht es mit der historischen Camino auf den unteren Schulhof der OBS. Bevor das Oldtimer-Mofa jedoch gestartet werden darf, muss der Hof abgesperrt werden. „Da die Maschine nicht der Straßenverkehrsordnung entspricht und auch nicht versichert ist, müssen wir zunächst „Nichtöffentlichkeit“ herstellen“, sagt Sharma. Das bedeutet nicht, dass niemand sehen darf was auf dem Schulhof geschieht. Es werden nur die Zugänge gesperrt. „Und wenn jemand zu den Containerklassen oder zurück ins Hauptgebäude will, müssen wir unterbrechen“, so Sharma.
Einfach ist das Fahren auf einem Mofa nicht. Das beginnt schon damit, dass die Maschinen technisch sehr minimalistisch ausgestattet sind. Die Camino hat keinen elektronischen Starter oder andere Hilfsmittel. Den 40 Jahre alten 1,5 PS-Motor zu starten, ist also eine ziemliche Herausforderung. Mit Helm und Schutzweste geht es für die Schülerinnen und Schüler dann auf die Runde. Und die kann es durchaus in sich haben: „Den meisten Anfängern sage ich gleich nach dem Losfahren ‚Du bist tot‘“, sagt Sharma. Was er damit meint: Zu Anfang achtet kaum einer der Schüler beim Anfahren auf eventuellen Verkehr. Einige Wochen später geht das schon viel besser. Ein Blick über die Schulter und los geht es in den Hütchen-Parcours.
Aber warum heute überhaupt noch Mofa? Auf den Straßen sind die motorisierten Fahrräder mit einer erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 25km/h selten geworden. „Gerade für junge Leute auf dem Land ist das Mofa immer noch ein Thema“, stellt Sharma klar. Bereits mit 15 Jahren können Jugendliche so motorisiert unterwegs sein. Eine Hoffnung hat Sharma allerdings: „Wir würden uns sehr über ein elektrisches Mofa freuen“, sagt er. Dann könnte das historische Mofa mit seinem stinkenden Zweitakter endgültig in Rente gehen.