Bürgermeister Halfter verabschiedet Verfechter des Frohsinns
Der große Rathausschlüssel durfte beim Empfang der Karnevalisten durch Guido Halfter nicht fehlen. Er bleibt nun in der Verwaltung. Foto: Gemeinde Bissendorf Kollorz Der Karnevalsverein Bissendorf hat viele Jahrzehnte Frohsinn in die Gemeinde Bissendorf getragen. Doch Ende 2023 folgte der nüchterne Entschluss: Mangels ausreichender Anwärter für den Elferrat sowie vorgeschriebene Vorstandsposten löste sich die 1947 gegründete Gemeinschaft auf. Die führenden Köpfe wurden nun noch einmal bei Kaffee, Kamelle, Berlinern und bunten Rückblicken im Rathaus empfangen.
„Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei“, verkündete Sänger und Komponist Stephan Remmler 1986 zum minimalistischen Klang von Schlagzeug und Gitarre. Noch im selben Jahr löste sich das norddeutsche Dreigestirn „Trio“ auf. Ein Schicksal, das die Musiker seit wenigen Wochen mit dem Karnevalsverein Bissendorf teilen.
„Wir haben uns lange Zeit daran geklammert, dass es irgendwann wieder aufwärts geht. Doch im Oktober 2023 fiel der Entschluss, den Verein zum Jahresende aufzulösen“, betonte Heiner Bücker beim kleinen Empfang im Rathaus Bissendorf. Denn einfach so sang- und klanglos ziehen lassen wollte Bürgermeister Guido Halfter die eingeschworene Gemeinschaft nicht.
Mit Hans-Jürgen „Pommes“ Niermann und Karl-Heinz Gottwald (15 Jahre lang auch als Haupt des Schützenvereins Bissendorf-Holte aktiv), begrüßte der Verwaltungschef drei zentrale Figuren heiterer Aktivitäten in der Gemeinde Bissendorf an der bunt gedeckten Besprechungstafel. Der ehemalige Vereinsvorsitzende Florian Kreye war zur endgültigen Schlüsselübergabe im Rathaus leider erkrankt. Fast acht Jahrzehnte hat der Karnevalsverein Bissendorf von 1947 vor Ort für Frohsinn gesorgt. Hier eine historische Schwarz-Weiß-Aufnahme aus dem Vereinsarchiv. Foto: Karnevalsverein Bissendorf
Während unwiederbringliche Momentaufnahmen über den Großbildmonitor wanderten, kamen in der Runde die Erinnerungen auf: Angefangen bei den großen Rosenmontagsbällen auf dem Saal im Gasthaus Stumpe, über unzählige Rathausstürme – ab 2002 mit Hausherr Halfter. Bis 2015 erfolgte der Kampf des Narrenvolks nebst großer Kinderschaar am Eingang des Haus Bissendorf – vom Vereinslokal zog der farbenfrohe Tross über den Freeden – stets treu begleitet vom Spielmannszug Ohrbeck und Mitgliedern befreundeter Vereine. Gesetzt war nach der Machtübernahme mit lautem „Helau“ auch die anschließende Siegesfeier im Clubheim des FC Bissendorf.
Aufgrund des Golfkriegs mussten die Aktivitäten 1991 ruhen. „Danach hatten wir zehn wirklich gute Jahre mit fast immer ausverkauftem Haus“, blickte Heiner Bücker zurück. Es schien, als habe sich das Bewusstsein der Bevölkerung verändert.
Ein herzlicher Dank der Karnevalisten erging an Guido Halfter, der für ihre Ideen immer offene Ohren gehabt habe. Rückblickend auf die vergangenen Jahre hatte sich der erste Bürger Bissendorfs mit seiner Garde mal als Fußball, mal als Schotte oder als Römer samt Schild und Schwert der Machtergreifung zur Wehr gesetzt. Den Auftakt am neuen Rathausportal absolvierte er als Meeresgott. Ab 2021 warf die zweijährige Corona-bedingte Zwangspause vieles zurück. 2023 erlebten Kinder und Karnevalisten Halfter als Hasen mit großer Süßigkeiten-Kiepe.
Im neuen Rathaus setzte sich Guido Halfter im Jahr 2016 Narren und Nachwuchs erstmals als Meeresgott mit Dreizack zur Wehr. Vergeblich... Foto: Gemeinde Bissendorf „Frohsinn zu vermitteln in den letzten Jahren war ein hartes Geschäft. Vieles wurde getragen von eurem Zusammenhalt und eurem sozialen Engagement – vom Kinderkarneval bis hin zu mehr als zwei Jahrzehnten Seniorenfeiern mit Manfred Straker im Haus am Lechtenbrink. Dafür möchte ich danke sagen!“, betonte Halfter beim gemeinsamen Blick zurück.
Als Highlights holte der kleine Karnevalsverein große Gäste nach Bissendorf: Zwei Mal trat der Kabarettist und Entertainer Kay Ray in der Aula der Oberschule am Sonnensee auf – zuletzt 2019 vor 200 Zuschauern. Auch für den Auftritt von Hans Werner Olm gingen 2012 rund 300 Tickets über den Tresen.
Doch der Strukturwandel, ein immer größeres Freizeitangebot und die sinkende Bereitschaft junger Leute, neben beruflichen und familiären Verpflichtungen langfristig Verantwortung zu übernehmen, setzen heutzutage selbst in Hochburgen der fünften Jahreszeit andere Schwerpunkte und zwingen zu Zusammenschlüssen.
Stets eng verbandelt mit dem Karnevalsverein Bissendorf war die Tanzsportgarde Bad Essen. Foto: Karnevalsverein Bissendorf Seit Jahrzehnten eng verzahnt mit der Tanzsportgarde Bad Essen, profitierte diese von der Auflösung der Vereinskasse und erhielt eine Spende in Höhe von 4500 Euro. „Wir möchten der Gemeinde Bissendorf mitgeben, das örtliche Vereinswesen weiterhin so stark zu unterstützen, wie sie es bei uns gemacht hat – am besten gleich bei der Gründung“, appellierte Hans-Jürgen Niermann.
„Wir bleiben dem Karneval treu und wollen die Verbindungen auf jeden Fall halten“ “, ließen er und seine Mitstreiter wissen. Wenn auch nicht mehr als eingetragener Verein, so soll der Frohsinn zumindest in Form eines Clubs weiter konserviert werden.