Wunsch nach kürzeren Arbeitswegen
In Deutschland herrscht seit Jahren Pflegenotstand. Akuter Personalmangel, schlechte Arbeitsbedingungen und niedrige Gehälter sind drei Aspekte, die man mit dem berufspolitischen Schlagwort in Verbindung bringt. Zwei junge Menschen, die sich am Standort Bissendorf trotz alledem für einen Job in diesem Bereich entschieden haben oder interessieren, bewegen aktuell jedoch ganz andere Probleme.
Lisa B. (29 Jahre) ist als Hauswirtschafterin im Anfang November eröffneten Seniorenzentrum Bissendorf mit 80 Pflegeplätzen tätig. (Noch) ohne Führerschein, seit sieben Jahren in einer kleinen Wohnung in Voxtrup lebend, ist die junge Frau, die sich 2015 ausbilden ließ, immer auf den ÖPNV oder eine private Mitfahrgelegenheit zur Arbeitsstätte am Friedensweg angewiesen.
„Ich habe alle 14 Tage Lenoy J. und Lisa B. hoffen auf Ideen und Wohnraumangebote aus der Bissendorfer Bevölkerung, um ihre dringend benötigte Arbeitskraft im Seniorenzentrum Bissendorf zu beginnen, beziehungsweise langfristig einbringen zu können. Foto: Gemeinde Bissendorf Kollorz©Gemeinde Bissendorf Kollorz Wochenenddienst. Samstagabends kann ich den Bus nach Feierabend mit etwas Eile gerade noch so bekommen. Sonntags ist die Verbindung mit je drei Fahrzeiten hin und zurück über den ganzen Tag verteilt echt schlecht. Die letzte Busverbindung aus Bissendorf besteht um 18.02 Uhr. Die Spätschicht endet aber erst gegen 19.30 Uhr.“
In der ersten Arbeitswoche unternahm Lisa B. vergeblich den Versuch sich ein Taxi zu rufen. Mangels Einsatzbereitschaft am Sonntag bewältigte sie schließlich die sieben Kilometer nach Hause notgedrungen zu Fuß. „Das Schlimme daran war nicht einmal die Entfernung an sich. Aber auf den ersten drei Kilometern Strecke gibt es so gut wie gar keine Laterne“, beklagt die junge Frau.
Angesichts der aktuellen Situation des Arbeitsweges denkt die Hauswirtschafterin, die neben der Abwechslung beim Backen und Kochen in ihrer Freizeit auch das Nähen liebt, nun unter anderem über einen Umzug nach Bissendorf nach – vorausgesetzt es gäbe eine bezahlbare Zwei-Zimmer-Wohnung innerhalb der Gemeinde.
Lenoy J. (34 Jahre) machte im Jahr 2017 in Indien eine Ausbildung zum examinierten Krankenpfleger. Da seine Abschlüsse Basic und Master in Deutschland jedoch nicht anerkannt werden, absolviert er im Seniorenzentrum Bissendorf zurzeit ein Praktikum als Pflegeassistent. Gemeinsam mit seiner Ehefrau, examinierte Krankenschwester, erwartet er in Kürze das erste Kind.
Der Weg von der gemeinsamen Mietwohnung in Preußisch-Oldendorf nach Bissendorf kostet ihn jedes Mal eine Stunde Zugfahrt plus 25 Minuten Bustransfer. Das sind wenig attraktive Aussichten. Um ein festes Arbeitsverhältnis beginnen zu können, sucht Lenoy J. daher ein Zimmer für sich alleine zwecks Pendelmöglichkeit zwischen Bissendorf und seinem Hauptwohnsitz in der Region Ostwestfalen-Lippe.
„23 Bewohner sind seit der Eröffnung inzwischen bei uns im Seniorenzentrum Bissendorf eingezogen. Vor kurzem haben wir die erste Etage eröffnet“, schildert Einrichtungsleiterin Melanie Poggenpohl das aktuelle Geschehen. Um die Senioren getreu unserem Slogan „Gemeinsam statt einsam“ gut begleiten zu können, sind wir auf der Suche nach Verstärkung in den Bereichen Pflege, Hauswirtschaft und Reinigung.“
„Gerne würden wir Lenoy und auch andere Quereinsteiger für unser aktuell rund 30-köpfiges Team gewinnen. Wir bieten einen unbefristeten Arbeitsvertrag mit Weihnachtsgeld und Betriebsente und regelmäßigen Weiter- und Fortbildungsmöglichkeiten. In den geschilderten beiden Fällen hoffen wir auf die Mithilfe der Bissendorfer Bevölkerung unseren Mitarbeitern ungenutzten Wohnraum anzubieten“, betont Poggenpohl.
Bürgermeister Guido Halfter ergänzt: „Wir sind froh, das von Thomas Philipps erbaute Pflegezentrum bei uns in der Gemeinde Bissendorf zu wissen – im Sinne der Wirtschaftsförderung, aber auch mit Blick auf das Wohlergehen älterer Bürgerinnen und Bürger“. Manchmal lasse sich bestehender Wohnraum mit einfachen Maßnahmen wie einer separaten Eingangstür oder einem extra Flur aktivieren, gibt der Verwaltungschef zu bedenken und stellt beratende Unterstützung für eventuelle Lösungsansätze in Aussicht.
Da die beschriebenen Fälle nur zwei von vielen weiteren Beispielen sind, die zeigen, dass zukunftsorientierter Wohnraum im Gebäudebestand der Gemeinde Bissendorf weiterhin von zentraler Bedeutung ist, wollen sich Rat und Verwaltung bis zum Frühjahr noch einmal intensiv mit dieser Thematik auseinandersetzen.
Kontakt zur Gemeinde Bissendorf gibt es unter Telefon 05402 404-0 oder per Mail an info@bissendorf.de. Das Seniorenzentrum ist direkt erreichbar unter Telefon 05402 9652800 oder per E-Mail an info@seniorenzentrum-bissendorf.de.